Bist du eine Bank? Wenn nicht, dann optimiere deinen Cash Conversion Cycle!
Du hast alle Eigenschaften eines Dienstleisters: du hilfst Kunden, ein Problem zu lösen, du lieferst deine Deliverables kontinuierlich und du setzt Zeit gegen Geld ein. Nur beim Geld reinholen, verhältst du dich wie eine Charity Bank. Du betreibst nämlich ein Kreditgeschäft – und zwar gratis.
Jedes Mal, wenn du zu lange auf dein Geld wartest, spielst du Bank für deine Kunden, statt selbst zu investieren und zu wachsen. Dein Geldkreislauf ist schief. Die Lösung? Bring den Kreislauf wieder in Schwung und optimiere deinen Cash Conversion Cycle.
In diesem Artikel zeige ich dir, wie du raus aus dem „Bankengeschäft“ und rein in den eigenen Cashflow kommst – bevor es dein Unternehmen ausbremst.
Was ist der Cash Conversion Cycle (CCC)?
Cash Conversion Cycle = Forderungslaufzeit + Bereitstellungsdauer – Verbindlichkeitenlaufzeit
- Forderungslaufzeit (Days Sales Outstanding): Wie lange dauert es, bis deine Kunden ihre Rechnungen bezahlen?
- Bereitstellungsdauer (Days Inventory Outstanding): Wie lang benötigst du, um deine Leistungen bereitzustellen? Da Dienstleister keine physischen Produkte haben, kann dies die Projektdauer oder monatliche Auftragsdauer sein.
- Verbindlichkeitenlaufzeit (Days Payable Outstanding): Wie lange dauert es, bis du deine eigenen Rechnungen bezahlst?
Warum ist der Cash Conversion Cycle für Dienstleister wichtig?
Hier fließt nämlich Kapital vor, während und nach dem Auftrag, und die Liquidität muss zu jeder Zeit stimmen. Wenn du das Geld, das du in deine Dienstleistungen investierst, nicht zeitnah zurückerhältst, entstehen Lücken, die das Wachstum deines Unternehmens ausbremsen, wie folgende Fallstudie zeigt:
Fallstudie: Cash Conversion Cycle für B2B Dienstleister gone wrong
- Forderungslaufzeit: Das Beratungsunternehmen stellt die Rechnung erst nach Abschluss des Projekts, also am Ende des Monats. Da der Kunde ein Zahlungsziel von 45 Tagen hat, erfolgt die Bezahlung durch den Kunden Ende des 2. Monats. Somit beträgt die Forderungslaufzeit 45 Tage.
- Bereitstellungsdauer (Delivery): Die Projektdauer ist die Zeitspanne, in der das Unternehmen seine Ressourcen bindet. In diesem Fall dauert die Bereitstellung 30 Tage.
- Verbindlichkeitenlaufzeit: Das Beratungsunternehmen zahlt seine Lieferanten und Mitarbeiter monatlich zum Monatsende. Die Verbindlichkeitenlaufzeit beträgt damit 30 Tage.
Im Ergebnis hat das Unternehmen einen Cash Conversion Cycle von 45 Tagen
Wie optimierst du deinen Cash Conversion Cycle?
Beschleunige den Zahlungseingang
Die meiste Optimierung für Dienstleister liegt in der Zeit, die es dauert, bis deine Kunden zahlen. Hier kannst du gezielt ansetzen:
- Kürzere Zahlungsfristen: Biete kürzere Zahlungsziele an und fordere sie konsequent ein. Kommunikation ist hier der Schlüssel – oft akzeptieren Kunden neue Zahlungsbedingungen, wenn sie fair und verständlich kommuniziert werden.
- Abschlagszahlungen und Vorauszahlungen: Gerade bei größeren Projekten sollten Abschlagszahlungen oder Vorauszahlungen Standard sein. So wird dein Kapital nicht über die gesamte Projektdauer gebunden.
- Überwachung und Mahnwesen: Verpasse keine Zahlungserinnerungen und setze auf ein strukturiertes Mahnwesen. Das schützt dich vor langfristigen Forderungsausfällen.
Unser Tipp: Hier findest du alle Tipps zur Optimierung deines Zahlungseingangs: 12 Tipps zur Liquiditätsoptimierung
Optimiere deine Delivery
Die Delivery Dauer bei Dienstleistern hat Ähnlichkeiten mit der Lagerhaltung im Handel: Je länger ein Projekt dauert, desto länger ist Kapital gebunden. Hier einige Ansätze zur Optimierung:
- Definiere Meilensteine: Schaffe eine klare und flexible Planung der Projektphasen inklusive Meilensteinen, an denen du abrechnen kannst. Kürzere Projekte binden weniger Kapital, sind schneller abgeschlossen und bringen schneller Geld.
- Standardisiere die Delivery: Entwickle effiziente und standardisierte Prozesse, die du für ähnliche Projekte wiederverwenden kannst. Das reduziert die Projektdauer und beschleunigt den Umsatzfluss.
Unser Tipp: Hier findest du alle Tipps zur Optimierung der Delivery deiner Aufträge: Delivery optimieren
Passe deine Auszahlungen zeitlich an
- Verhandeln der Zahlungsziele: Gute Lieferantenbeziehungen sind Gold wert. Verhandle längere Zahlungsziele oder flexible Zahlungsbedingungen, wenn möglich.
- Mach wöchentliche Zahlungsläufe: Zahle nicht immer jede Rechnung hektisch sofort. Mache einmal pro Woche einen Termin, an dem du alle Zahlungen einstellst. Rechnungstools mit Bankanbindung, wie sevDesk oder lexoffice helfen dir dabei.
- Gezielte Nutzung von Skonto: Falls dir Skonti angeboten werden, prüfe genau, ob die Einsparung den Verzicht auf die Zahlungsziele aufwiegt. In manchen Fällen ist es kostengünstiger, die Zahlungsfrist zu nutzen und deine Liquidität zu schonen.
Unser Tipp: Rechnungstools mit Bankanbindung, wie sevDesk oder Lexware Office helfen dir, einen geordneten Zahlungslauf zu automatisieren.
Fazit: Cash Conversion is the thing für Dienstleister!
Weiterführende Informationen
YouTube Berndi: 10 Tipps Liquidität
creditshelf: Tipps und Tricks zur Liquiditätssicherung vom Kreditfinanzierer
Wir sind neugierig auf eure Erfahrungen!
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- Autor: Bernhard Frühlinger
- Datum:
- Lesezeit: 4 min.
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