Kostensenkung ohne Entlassungen: Ein Leitfaden für Geschäftsführer

Folgendes erwartet dich in diesem Beitrag zum Thema Kostensenkung:
Mittelgroße Dienstleister wollen eigentlich wachsen, doch leider geht es gerade häufig nicht um Wachstum, sondern um Überleben und Kostensenkung. In so einer Situation ist sowohl die Vogelstrauß-Taktik, also verstecken vor dem Problem als auch der radikale Kahlschlag deiner Kosten brandgefährlich.
In diesem Beitrag erhältst du eine Anleitung, wie du systematisch vorgehst, um Kosten zu reduzieren, ohne dabei dein Unternehmenssilber zu verscherbeln.
Kostensenkung hat leider wieder Hochkonjunktur
Ich weiß, du kannst es nicht mehr lesen und hören, doch auch in diesem Beitrag muss ich damit einleiten, dass die Lage für viele mittelgroße Dienstleister nicht gerade rosig ist. Die Auftragslage ist nach wie vor alles andere als stabil, gleichzeitig sinken die Gewinne und das Bankkonto wird schmäler. Höchste Zeit also, konkrete Maßnahmen dort zu setzen, wo du direkt eingreifen kannst und das bedeutet: Kostensenkung.
Doch es gibt eine gute Nachricht: Eine intelligente Kostensenkung heißt weder Massenentlassungen noch den Firmensitz in die Garage der Eltern zu verlagern. Nein, eine intelligente Kostensenkung bedeutet ein Rightsizing deines Unternehmens auf die aktuell passende Größe.
Woran erkennst du, dass Kostensenkung notwendig ist?
Bevor du Maßnahmen zur Kostensenkung ergreifst, lass uns mal – wie der große Jörg Roos so schön sagt – Bauchgefühl mit Zahlenverstand vergleichen. Folgende Kennzahlen zeigen dir, dass Bedarf zur Kostensenkung besteht. Dafür greifen wir auf unser Gewinn Wasserfall Modell zurück:
- Sinkende EBIT-Marge: Sinkendes EBIT ist das gewichtigste Anzeichen für Kostensenkung und deutet auf zu hohe Fixkosten hin.
- Sinkende Overhead Marge: Nach umsatzabhängigen Kosten und Personalkosten bleibt zu wenig übrig, um die Fixkosten zu decken. Ein Zeichen für zu hohe Personalkosten.
- Sinkende Delivery Marge: Deine Aufträge werfen weniger Gewinnbeitrag ab, ein Zeichen für zu hohe umsatzabhängige Kosten.
- Zunehmende Schulden: Falls du in deinen Gewinnen stabil bist, aber andere Schulden an Banken etc. hast, dann musst du trotzdem Kosten senken, um deine Schulden bedienen zu können.
Pro-Tipp: Die Zahlen dazu bekommst du jeden Monat aus deiner Gewinn- und Verlustrechnung und automatisiert aus deiner Finance Management Software. Bitte versuche nicht, diese Zahlen aus dem Bankkonto abzuleiten. Das kann täuschen. Mehr dazu erfährst du hier: Warum ist mein Gewinn nicht am Konto?
Dein Programm zur Kostensenkung
Kostensenkung Maßnahme #1: Fixkosten entschlacken
Ich gehe dabei mit meinen Kunden in folgenden Schritten vor:
Vertragsübersicht erstellen
Notiere alle laufenden Verträge, wie Miete, Beratung, Leasing oder Software-Lizenzen, in einer Liste und ergänze die laufenden monatlichen Kosten. Damit hast du Transparenz über die Kosten.
Vertragsbedingungen prüfen
Ergänze die Kündigungsfristen und Verlängerungsklauseln. Schreibe das nächste mögliche Kündigungsdatum in deine Liste.
Optimierungspotenziale identifizieren
Prüfe, welche Verträge du einfach kündigen oder reduzieren kannst und bring diese in eine Reihenfolge von „leicht kündbar“ bis zu „großer Einschnitt“
Kündigungen vorbereiten
Stelle dir Aufgaben in deinen Kalender, damit du die Kündigung nicht vergisst.
Mit dieser Übung hast du nicht nur eine Übersicht der Potenziale zur Kostensenkung, sondern auch einen klaren Maßnahmenplan zur Umsetzung.
Pro Tipp: Hier findest du eine Vorlage, in der du deine Fixkosten einfach eintragen kannst.
Kostensenkung Maßnahme #2: Preise mit Partnern verhandeln
Ich gehe dabei mit meinen Kunden in folgenden Schritten vor:
- Mach eine Liste: Überprüfe, welche Subunternehmer du regelmäßig nutzt und ob du diese Leistungen temporär reduzieren, in house abbilden oder nicht mehr anbieten kannst.
- Rechne deine Margen neu: Rechne dir genau aus, was du mit deinen Aufträgen verdienen willst und wieviel du davon für Subunternehmer aufwenden kannst. Diese Zahl nimmst du in die Verhandlung mit.
- Verhandlungen führen: Vereinbare Termine mit deinen Partnern und erkläre ihnen die Situation transparent. Viele Anbieter sind bereit, Rabatte zu gewähren, insbesondere wenn du eine längere Vertragsbindung anbietest.
- Prüfe den Markt: Wenn die Verhandlungen nicht funktionieren, dann hole Vergleichsangebote ein, um herauszufinden, ob deine aktuellen Lieferanten marktgerechte Preise bieten und ob du hier mit anderen Anbietern, die vergleichbare Qualität zu besseren Preisen anbietest.
Pro Tipp: Es kann auch möglich sein, regelmäßig beauftragen Freelancern anzubieten, ob sie an einer Festanstellung interessiert sind. Das erhöht zwar dein Risiko bei schlechter Auftragslage, reduziert aber die Kosten im Zweifel enorm.
Kostensenkung Maßnahme #3: Bereite dich auf Kündigungen vor
Welche Personen können schmerzfrei, sozial verträglich und risikoarm aus dem Unternehmen gehen?
Tipp: Während es absolut nicht klug ist, deine Mitarbeiter über die Sortierung der oben genannte Liste zu informieren, ist es sehr klug, wenn du allen transparent die Lage schilderst und ihnen frühzeitig die Möglichkeit gibst, sich nach Alternativen umzusehen.
Fazit: Kostensenkung geht ohne Kahlschlag
Weiterführende Informationen
OMR: 10 Tipps zur Kostensenkung
PWC: Erläuterung zu Restrukturierung & Krisenmanagement
Wir sind neugierig auf eure Erfahrungen!
Wie hat euch dieser Blogbeitrag gefallen? Konntet ihr für euch ein paar hilfreiche und nützliche Informationen mitnehmen? Erzählt es uns in einer E-Mail an [email protected]
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Die wichtigsten Fragen des Beitrags noch mal auf einen Blick
Eine strukturierte Kostensenkung hat 3 Elemente:
- Fixkosten für Büro, Beratung, IT, Marketing senken
- Fremdleistungen und Einkaufskosten neu verhandeln
- Personalkosten reduzieren
Folgende Anzeichen sind Indikatoren für eine Kostensenkung:
- Sinkender Gewinn
- Sinkende Margen aus Aufträgen
- Steigende Fixkosten
- Zunehmende Verschuldung
- Autor: Bernhard Frühlinger
- Datum:
- Lesezeit: 7 min.
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