Liquiditätsplanung: In fünf Schritten zum belastbaren Plan

Liquiditätsplanung

Folgendes erwartet dich in diesem Beitrag über Liquiditätsplanung:

Niemand macht sie gerne und doch kommt sie wie das Amen im Gebet immer wieder: die Liquiditätsplanung, also jene Glaskugel mit der wir unsere Geldflüsse bestmöglich prognostizieren und hoffen, dass die bedingte Formatierung keine Zelle rot einfärbt.

Die Liquiditätsplanung ist aber nicht nur emotional belastend, sondern auch handwerklich mühsam. Woher will man auch wissen, wann das Geld genau fließt aus dem Geschäft, das noch nicht einmal gewonnen ist?

Mit den folgenden fünf Schritten erstellt ihr eine belastbare Liquiditätsplanung ohne dafür alle Eventualitäten und Details kennen zu müssen. Wir versprechen: Das Ergebnis wird genauer sein als jede Detailplanung

Intro: Was ist die Liquidtätsplanung?

Die Liquiditätsplanung beantwortet eine durchaus relevante Frage: Habe ich in den nächsten Monaten ausreichend Geld zur Verfügung?

Damit ist sie neben der Profitabilitätsplanung das zweite elementare Planungsinstrument für Unternehmen. Beide fließen in der integrierten Planung zusammen.

Liquiditätsplanung = Darstellung der erwartbaren Zahlungsflüsse (Einzahlungen und Auszahlungen) der Planperiode.

Zwei Methoden für die Liquiditätsplanung:

Um zur Liquiditätsplanung zu gelangen gibt es zwei Methoden:

Eine detaillierte Gegenüberstellung der beiden Methoden findet ihr hier: Cashflow Planung. Wir konzentrieren uns in diesem Beitrag auf die integrierte Ermittlung, da diese für eine pragmatische Planung mit mittelfristigem Horizont besser geeignetist.

Grundregeln für unsere Liquiditätsplanung:

Damit wir unser Versprechen einer pragmatischen und gleichzeitig fundierten Liquiditätsplanung erfüllen, empfehlen wir folgenden Rahmen:

Nun lassen wir die Spiele beginnen und führen euch in fünf Schritten zur besten Liquiditätsplanung.

Liquiditätsplanung Schritt 1: Erträge und Einzahlungen

Wir beginnen mit dem fröhlichen Teil: der Planung eurer Erträge und zugehörigen Einzahlungen. Kurz zur Erinnerung:

Legt euch für eure Liquiditätsplanung folgende Struktur zurecht:

Produkt Kunde Zahlungsziel Umsatz Monat 1 Zahlung
Produkt 1
Kunde 1
30 Tage
75.000 EUR
Monat 2
Produkt 1
Kunde 2
60 Tage
10.000 EUR
Monat 3
Produkt 2
Kunde 3
0 Tage
15.000 EUR
Monat 1

Mit dieser Struktur erfasst ihr sowohl eure Umsatzerlöse als auch die dazugehörigen Zahlungseingänge und habt nun schon den ersten Teil eures Liquiditätsplans befüllt. Hier ein paar Tipps dazu:

Nicht vergessen: Berücksichtigt bei der Planung auch eure bestehenden offenen Rechnungen und prognostiziert den Zahlungseingang dafür.

Liquiditätsplanung Schritt 2:
Aufwendungen und Auszahlungen

Nun folgt der ernüchternde Teil: die Planung eurer Aufwendungen und zugehörigen Auszahlugen. Kurz zur Erinnerung:

Legt euch für eure Liquiditätsplanung folgende Struktur zurecht:

Kostenart Partner Zahlungsziel Aufwendungen Monat 1 Zahlung
Material
Lieferant 1
15 Tage
10.000 EUR
Monat 2
Personalaufwand
Alle Mitarbeiter
0 Tage
45.000 EUR
Monat 1

Mit dieser Struktur erfasst ihr sowohl eure Aufwendungen als auch die dazugehörigen Zahlungsausgänge. Hier ein paar Tipps dazu:

Nicht vergessen: Berücksichtigt bei der Planung auch eure bestehenden offenen Rechnungen und prognostiziert den Zahlungsausgang dafür.

Zwischenergebnis: Die operative Liquidität

Nachdem wir die ersten beide Schritte unserer Liquiditätsplanung erledigt haben, können wir das Zwischenergebnis begutachten:

Position Monat 1 Monat 2
Einzahlungen
10.000 EUR
75. 000 EUR
Auszahlungen
45.000 EUR
55.000 EUR*
Veränderung operative Liqudität
– 35.000 EUR
+ 20.000 EUR

*inkl. Personalaufwendungen für Monat 2

Kurz zusammengefasst, was wir bisher gemacht haben:

Unser Tipp: Macht an diesem Punkt einen Qualitäts-Check eurer Zahlen und erlaubt euch eine erste Korrekturschleife.

Nun kommen die letzten 20% für unsere Liquiditätsplanung. Los geht’s.

Liquiditätsplanung Schritt 3:
Investitionen

Nun wird nicht nur Geld für das operative Geschäft ausgegeben, sondern auch für langfristigere Vorhaben, in Controller Sprache: Investitionen. Folgende Kategorien fallen darunter:

 

Legt euch für eure Liquiditätsplanung folgende Struktur zurecht:

Kategorie Beschreibung Summe Zahlung
Sachanlagen
Ersatz Maschine
175.000 EUR
Monat 3
Immaterielle Anlagen
Aktivierung Software
75.000 EUR
Monat 6

Mit dieser Struktur seht ihr den Geldfluss aus den Investitionen eindeutig abgetrennt. Hier ein paar Tipps dazu:

Unser Tipp: Der Anlagenspiegel ist eine gute Basis zur Planung. Er zeigt den Bestand des Anlagevermögens sowie laufender Abschreibungen. Fragt diesen bei eurer Buchhaltung nach an.

Liquiditätsplanung Schritt 4:
Finanzierung

Die Liquiditätsplanung ist nicht wählerisch in Bezug auf die Geldquelle, Hauptsache Geld kommt rein. Wir berücksichtigen daher im vierten Schritt die Finanzierung. Folgende Punkte sind hierbei relevant:

Legt euch für eure Liquiditätsplanung folgende Struktur zurecht:

Typ Position Monat 1 Monat 2
Fremdkapital
Aufnahme
150.000 EUR
Rückzahlung
5.000 EUR
5.000 EUR
Gebühren
900 EUR
Eigenkapital
Einlage
50.000 EUR
Veränderung Liquidität aus Finanzierung
144.100 EUR
45.00 EUR

Mit dieser Struktur erfasst ihr alle Ein- und Auszahlungen aus der Finanzierung. Hier ein paar Tipps dazu:

Nicht vergessen: Berücksichtigt bei der Planung auch die laufenden Zinsen und Gebühren, die für eure Finanzierung anfallen.

Liquiditätsplanung Schritt 5:
Ergebnis analysieren und Lücke schließen

Nun folgt die Kür: Nachdem ihr nun eure Liquiditätsplanung abgeschlossen habt, ergibt sich folgendes Ergebnis:

Analyse der Liquiditätsplanung: Wohin fließt das Geld?

Position Inhalt
Aktuelle liquide Mittel
Liquide Mittel zum Start der Planung
+
Einzahlungen aus dem operativen Geschäft
aus Umsätzen und sonstigen Erträgen
Auszahlungen aus dem opeartiven Geschäft
an Lieferanten, Mitarbeiter etc.
=
Operativer Cash Flow
Veränderung Liquidität aus dem operativen Geschäft
+/-
Investitionen
an Lieferanten für Investitionen
=
Free Cash Flow
Verbleibende Liquidität für Finanzierung
+/-
Ein- und Auszahlungen aus Finanzierung
Aufnahme Fremd- und Eigenkapital und Tilgung
=
Veränderung der liquiden Mittel
=
Liquide Mittel Ende der Planungsperiode
Liquide Mittel Beginn + Veränderung liquide Mittel

Mit dieser Struktur erfasst ihr nicht nur alle Ein- und Auszahlungen, sondern könnt auch feststellen, wohin euer Geld fließt:

Dank der Teilergebnisse der Liquiditätsplanung seht ihr auf einen Blick, wo die Haupttreiber für die Veränderung der Liquidität waren.

Zeit zu handeln: Wie kann ich die Lücke schließen?

Die Liquiditätsplanung hat es leider an sich, dass ihr Ergebnis nicht immer glücklich macht. Das ist vor allem der Fall, wenn sich aus der Planung eine Liquiditätslücke ergibt, also wenn der Endbestand der liquiden Mittel ist einer oder mehreren Planperioden negativ ist.

Es mag seltsam klingen, aber wenn das passiert, ist genau das Ziel der Liquiditätsplanung erreicht: Das Problem ist erkannt wir können nun handeln, um die Liquiditätslücke zu schließen. Hierzu gibt es viele Möglichkeiten, die gängigsten sind:

Unser Tipp: Eine detaillierte Liste mit 12 konkreten Tipps zur Steigerung der Liquidität und zur Optimierung des Cashflows haben wir für euch hier zusammengefasst.

Die Erfolge eurer Maßnahmen fließen in die nächste Runde der Liquiditätsplanung ein und werden zum Ergebnis haben, dass sich eure Liquiditätslücke zunehmend schließt.

Weiterführende Informationen

commitly: Übersicht der Instrumente zur kurz- und langfristigen Liquiditätsplanung von unserem Cash Management Partner

creditshelf: Tipps und Tricks zur Liquiditätssicherung vom Kreditfinanzierer

Wir sind neugierig auf eure Erfahrungen!

Wie hat euch dieser Blogbeitrag gefallen? Konntet ihr für euch ein paar hilfreiche und nützliche Informationen mitnehmen? Erzählt es uns in einer E-Mail an [email protected]

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Die wichtigsten Fragen des Beitrags noch mal auf einen Blick

Ein Liquiditätsplan stellt die erwarteten Einzahlungen den erwarteten Auszahlungen gegenüber und zeigt im Ergebnis die Veränderung eurer liquiden Mittel.

In die Liquiditätsplanung gehören alle Einzahlungen von euren Kunden oder sonstigen Quellen (z.B.: Förderungen, Finanzierung) und alle Auszahlungen an Mitarbeiter, Lieferanten, Investitionen und Rückzahlungen von Finanzierungen.

Der Cashflow zeigt die Veränderung der liquiden Mittel einer Periode. Dabei werden vom Gewinn oder Verlust alle Positionen eliminert, die nicht zahlungswirksam sind.

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