Gewinnoptimierung durch Abschreibungen: 4 Optionen für dein Unternehmen

Gewinnoptimierung durch Abschreibungen
Folgendes erwartet dich in diesem Beitrag zur Gewinnoptimierung durch Abschreibungen:
Abschreibungen sind eine dankbare Option, um deinen Gewinn zu optimieren, ohne dafür direkt Geld ausgeben zu müssen. Die Wahl der Abschreibungsmethode kann dabei erheblichen Einfluss auf dein Ergebnis haben.
In diesem Beitrag zeige ich dir, wie Abschreibungen funktionieren, welche Optionen dir zur Verfügung stehen und was die berüchtigte degressive Abschreibung für dich bringt.

Was ist eine Abschreibung?

Doch zunächst gehen wir noch einen Schritt zurück. In der leichtgewichtigen Welt der Unternehmensfinanzen sind Abschreibungen allgegenwärtig, und zwar immer dann, wenn das Vermögen eines Unternehmens gemindert wird. Dazu zwei Definitionen:

Das Vermögen eines Unternehmens besteht aus Gegenständen des Anlagevermögens und des Umlaufvermögens zusammen. Diese finden sich in der Bilanz und hat folgende Bestandteile:

Position Inhalt
A.
Anlagevermögen
Immaterielle Vermögensgegenstände, Sachanlagen, Finanzanlagen
B.
Umlaufvermögen
Working Capital Bestandteile
Vorräte
Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe, (Un-)fertige Waren
Forderungen
an Kunden, Steuern, sonstige
Kasse & Bankguthaben
Verfügbares Guthaben auf Bankkonten und in der Handkasse
C.
Aktive Rechnungsabgrenzungen
Bezahlte Aufwendungen, die wirtschaftlich in das Folgejahr gehören
=
Summe Aktiva
Diese Gegenstände werden zum Anschaffungswert in der Bilanz erfasst. Damit aber der Abnutzung und dem Wertverlust dieser Gegenstände Rechnung getragen wird, gibt es die Abschreibungen:

Abschreibungen teilen den Wert von Vermögensgegenständen (Computer, Büroeinrichtung, Maschinen oder Fahrzeuge) über ihre Nutzungsdauer auf.

Welche Arten der Abschreibung gibt es?

Es gibt grundsätzlich fünf Hauptarten der Abschreibung:
Die Regelungen für die Abschreibungsarten sind – natürlich – je Land unterschiedlich. Hier die Übersicht für Deutschland und Österreich.
Abschreibungsart Deutschland Österreich
Linear
Standard
Standard
Degressiv
Nicht mehr zulässig
Zulässig
Außerplanmäßige Abschreibung
Zulässig
Zulässig
Sonderabschreibung
zulässig für kleine und mittlere Unternehmen bei förderfähigen Wirtschaftsgütern
zulässig für Investitionen in ökologische oder technologische Innovationen
Leistungsabhängige Abschreibung
Zulässig
Zulässig

Info: Für so genannte „geringwertige Wirtschaftsgüter“ gibt es die Sofortabschreibung. Hier kannst du Gegenstände, die nicht mehr als 800 Euro netto kosten, direkt im Anschaffungsjahr vollständig abschreiben.

Abschreibungen sind nicht nur rechtlich bindend, sondern auch ein bewährtes Mittel zur Gewinnoptimierung. Hier kommen folgende Optionen ins Spiel:

Gewinnoptimierung durch Abschreibungen #1: Degressiv abschreiben

In Österreich kann eine degressive Abschreibung für bewegliche Wirtschaftsgüter (Maschinen, Kfz etc.) mit bis zu 30% des Restbuchwerts durchgeführt werden.

Beispiel: Dein Unternehmen kauft eine neue Maschine für 50.000 EUR, die 5 Jahre lang genutzt werden kann:

Nutzungsdauer Lineare Abschreibung (20% auf 5 Jahre) Degressive Abschreibung (30% degressiv)
Jahr 1
10.000 EUR
15.000 EUR
Jahr 2
10.000 EUR
10.500 EUR
Jahr 3
10.000 EUR
7.350 EUR
Jahr 4
10.000 EUR
5.145 EUR
Jahr 5
10.000 EUR
3.600 EUR
Jahr 6
10.000 EUR
2.520 EUR
In den ersten Jahren wird also deutlich mehr abgeschrieben, was zu einer Reduzierung des steuerpflichtigen Gewinns führt.

Bewertung: Die degressive Abschreibung führt zu einer höheren Abschreibung zu Beginn, was zur Gewinnoptimierung beiträgt. Der steuerliche Vorteil liegt also vor allem in der frühen Reduzierung des Gewinns.

Gewinnoptimierung durch Abschreibungen #2: Außerplanmäßig abschreiben

Eine außerplanmäßige Abschreibung tut das, was ihr Name sagt: Sie dient dazu, außerplanmäßige Wertverluste zu berücksichtigen. Das gilt sowohl für Anlagevermögen (z.B.: Beschädigung einer Maschine oder eines Geräts) als auch für das Umlaufvermögen (z.B.: dauerhaft uneinbringlicher Forderungsausfall). Dazu wollen wir uns ein Beispiel ansehen:

Beispiel: Du hast offene Rechnungen über 20.000 EUR an einen Kunden. Nun meldet dieser Kunde Insolvenz an und die Quote im Insolvenzverfahren wird auf 20% gesetzt. Du kannst also nur noch 4.000 EUR erwarten. Das passiert nun in deiner Buchhaltung:

Nutzungsdauer vor Abschreibung nach Abschreibung
Forderung an Kunden
20.000 EUR
4.000 EUR
Außerplanmäßige Abschreibung
0 EUR
16.000 EUR
Effekt auf Gewinn
0 EUR
-16.000 EUR

Die ursprüngliche Forderung in Höhe von 20.000 EUR wird um den uneinbringlichen Teil von 16.000 EUR außerplanmäßig abgeschrieben. Das reduziert den steuerpflichtigen Gewinn deines Unternehmens.

Bewertung: Die außerplanmäßige Abschreibung ist ein wichtiger Mechanismus, um vor allem Forderungsausfälle korrekt zu berücksichtigen.

Gewinnoptimierung durch Abschreibungen #3: Leistungsabhängig abschreiben

Eine sehr interessante Option für die Gewinnoptimierung durch Abschreibungen ist die leistungsabhängige Abschreibung. Diese gilt für gewisse Wirtschaftsgüter und ist vor allem dann spannend, wenn die Nutzung x in den einzelnen Jahren stark schwankt. Durch die leistungsabhängige Abschreibung wird dieser unterschiedlichen Beanspruchung Rechnung getragen.

Beispiel: Ein Unternehmen kauft eine Maschine für 50.000 EUR. Die geplante Nutzungsdauer beträgt 5 Jahre. Der Hersteller gibt an, dass die Maschine für 10.000 Betriebsstunden geeignet ist. Die Nutzung der Maschine ist dokumentiert und kann nachgewiesen werden:

Nutzungsdauer Lineare Abschreibung (20% auf 5 Jahre) Leistungsabhängige Abschreibung
Jahr 1
10.000 EUR
6.000 EUR (1.200 Stunden)
Jahr 2
10.000 EUR
9.000 EUR (1.800 Stunden)
Jahr 3
10.000 EUR
12.500 EUR (2.500 Stunden)
Da die Maschine anfänglich weniger genutzt wird und in späteren Jahren mehr, kann die leistungsabhängige Abschreibung die Steuerlast in den intensiv genutzten Jahren senken, während sie in ruhigen Jahren niedriger ausfällt.

Bewertung: Die leistungsabhängige Abschreibung ist ein interessanter Weg, die Abschreibung an die Nutzung anzupassen. Jedoch muss die tatsächliche Nutzung auch objektiv nachweisbar sein.

Gewinnoptimierung durch Abschreibungen #4: Investitionsanreize nutzen

Sonderabschreibungen sind gesetzlich geregelt und bieten Unternehmen einen Anreiz zur Investition in bestimmte Wirtschaftsgüter.

In Deutschland sind diese im EStG § 7g Absätze 5 -7 EStG. geregelt und hören auch auf den Namen Investitionsabzugsbetrag. Hier die Highlights:

Sonderabschreibung Kategorie Regelung in Deutschland
Höhe
40%
Voraussetzung
Betriebsvermögen < 235.000 Euro
Mögliche Wirtschaftsgüter
Bewegliche Wirtschaftsgüter, Anlagegüter mit Privatnutzung <10%
Geltendmachung
In den ersten 4 Jahren nach der Anschaffung

In Österreich gibt es etwas Ähnliches in Form des Investitionsfreibetrags. Dieser ist im § 11 EstG geregelt. Hier die Highlights:

Sonderabschreibung Kategorie Regelung in Deutschland
Höhe
  • 10% der Anschaffungskosten, 15% für Ökologisierung
  • Pro Betrieb und Jahr höchstens Investitionen bis EUR 1.000.000
Voraussetzung
  • Nutzungsdauer mindestens 4 Jahre
  • Zuordnung zu Betrieb im Inland
Mögliche Wirtschaftsgüter
  • Nicht gebraucht
  • 15% für Elektrofahrzeuge
  • Photovoltaik
  • Fahrräder
Geltendmachung
Als Betriebsausgabe im Jahr der Anschaffung

Bewertung: Die Sonderabschreibungen stellen Investitionsanreize dar, die sich in vielen Fällen deutlich auf den Gewinn auswirken. Es zahlt sich aus, zu prüfen ob solche Investitionen betrieblich sinnvoll sind und dafür diese Anreize in Anspruch zu nehmen.

Fazit: Gewinnoptimierung durch Abschreibungen zahlt sich aus

Die Wahl der Abschreibungsmethode kann eine erhebliche Auswirkung auf den steuerlichen Gewinn deines Unternehmens haben. Besonders die degressive Abschreibung und die Sonderabschreibung bieten attraktive Möglichkeiten zur Gewinnoptimierung, die du nutzen solltest wenn es deiner Gewinnstrategie dienlich ist.

Weiterführende Informationen

lexware: Alles zu Abschreibungen in Deutschland von unserem Integrationspartner

FreeFinance: Alles zu Abschreibungen in Österreich von unserem Integrationspartner

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Die wichtigsten Fragen des Beitrags noch mal auf einen Blick

Ja, Abschreibungen sind ein bewährtes Mittel zur Gewinnoptimierung, wenn diese begründet sind. Zusätzlich zur linearen Abschreibung eignen sich die Methoden der degressiven Abschreibung, außerplanmäßigen Abschreibung, leistungsabhängigen Abschreibung und Möglichkeiten zur Sonderabschreibung (Freibeträge).

Eine Abschreibung reduziert den Gewinn deines Unternehmens, da die definierten Abschreibungsbeträge als Betriebsausgabe erfasst werden und damit Aufwand generieren, für den nicht direkt Geld fließt.
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