Krisenmanagement: So ziehst du den Karren aus dem Dreck
Folgendes erwartet dich in diesem Beitrag zum Thema Krisenmanagement:
Natürlich hoffst du, dass dein Unternehmen stabil bleibt, auch wenn es rundherum kracht. Doch die Realität spielt nicht mit: Krisen treten plötzlich auf und wenn sie nicht rechtzeitig erkannt und gemanaget werden, ist die Sackgasse in die Insolvenz eine Schnellstraße.
In diesem Beitrag zeige ich dir anhand eines Fallbeispiels eines Dienstleisters, wie du typische Krisen erkennen und rechtzeitig gegensteuern kannst.
Fallstudie „Unicorn X Agency“: Vom erfolgreichen Dienstleister zum Insolvenzfall
1. Strukturkrise: Wachstum als Damoklesschwert
Anzeichen einer Strukturkrise
- Lange Durchlaufzeiten in Projekten
- Häufung von Fehlern und Missverständnissen
- Sinkende Kundenzufriedenheit und Mitarbeiterfrustration
Krisenmanagement in der Strukturkrise: Löse das große Problem!
Unser Tipp: Diese Probleme lassen sich eigentlich sofort erkennen, in dem du als Geschäftsfüher:in deinen Job machst und mit deinen Teams sprichst.
Strukturprobleme lassen sich mit einem sehr einfachen Prozess lösen, den ich vom Großmeister des „Unf*** your Business“, Mr. Alex Hormozi, lernen durfte.
- Führe wöchentliche Reviews ein: Hol dein Leadership Team einmal pro Woche zusammen und besprecht in jedem Bereich das „eine große Problem“, das es zu lösen gibt
- Lege den Fokus auf das große Problem: Lege mit deinem Leadership Team einen Plan fest, wie das große Problem gelöst wird und priorisiere die Aufgaben darauf. Es ist egal, wenn die Regelaufgaben eine Woche dafür liegen bleiben.
- Lass nicht nach, bis es gelöst ist: Bleib am Ball bei der Lösung des großen Problems. Erwarte nicht, dass Probleme nur durch deine Ansage gelöst werden. Kümmere dich darum, dass die Lösung wirksam ist.
Unser Tipp: Hier beschreibt Alex Hormozi seinen Umgang mit dem Problem: Podcast
2. Rentabilitätskrise: Wenn der Gewinn sinkt
Anzeichen einer Rentabilitätskrise
- Sinkende Gewinnmargen trotz hoher Auslastung
- Erhöhter Einsatz von Freelancern zu hohen Kosten
- Häufige Nachverhandlungen mit Kunden, um Projekte doch noch kostendeckend zu gestalten
Unser Tipp: Diese Probleme lassen sich durch ein solides, zeitnahes Reporting erkennen, mit dem du deine Rentabilität und deine Kosten regelmäßig überprüfst.
Krisenmanagement in der Rentabilitätskrise: Gewinn über Umsatz!
- Standardisiere deine Delivery: Setze alles daran, einen standardisierten, kosteneffizienten Prozess zur Erbringung deiner Leistungen zu erreichen. Du gibst den Prozess vor, nicht deine Kunden.
- Optimiere deine Fixkosten radikal: Gehe jeden einzelnen Fixkostenblock durch – von Softwarelizenzen bis zur Steuerberatung – und streiche alles raus, was nicht kritisch und wichtig ist.
- Glätte Umsatzlöcher: Saisonale Schwankungen im Geschäft sind ein Killer bei hohen Fixkosten. Versuche daher Angebote zu schaffen, die die umsatzschwachen Monate abfedern.
Unser Tipp: Hier findest du konkrete Tipps zur Meisterung potenzieller Rentabilitätskrisen im Budgetplan 2025.
3. Liquiditätskrise: Bankkonto im Sturzflug
Anzeichen einer Liquiditätskrise
- Engpässe im Cashflow, die regelmäßige Ausgaben wie Gehälter und Rechnungen gefährden
- Steigende Kontoüberziehungen zur Deckung des täglichen Bedarfs
- Häufige Mahnungen von Lieferanten oder Partnern
Unser Tipp: Diese Probleme lassen sich durch einen laufenden Cash Forecast lösen, bei dem du die folgenden 5 Fehler vermeidest.
Krisenmanagement in der Liquiditätskrise: Schnell absichern
- Realistische Liquiditätsprognosen erstellen: Nutze Dein Controlling-System, um Liquiditätslücken frühzeitig zu erkennen und zu schließen
- Zahlungsmanagement verbessern: Achte darauf, dass Kunden fristgerecht zahlen, und setze bei Verzögerungen konsequent Mahnprozesse in Gang
- Flexible Kreditlinie vereinbaren: Sprich mit deiner Bank über die Möglichkeit eines temporären Überziehungsrahmen als Notmaßnahme
- Verhandlungen mit Lieferanten und Partnern: Vereinbare bei Engpässen flexible Zahlungsziele und Rabatte für schnelle Zahlungen
Unser Tipp: Hier findest du 10 Tipps zur Steigerung deiner Liquidität: Video Liquidität steigern
4. Insolvenz: Der letzte Schritt, wenn alle Mittel erschöpft sind
Unicorn X Growth hat gekämpft, doch die Liquidität reichte nicht mehr, um die anfallenden Zahlungen zu decken. Der Geschäftsführer hätte schon früher Insolvenz anmelden müssen, doch er zögerte – in der Hoffnung auf eine kurzfristige Lösung. Schließlich blieb der nur ungemütliche Weg in ein langes Insolvenzverfahren.
Anzeichen einer drohenden Insolvenz
Die Insolvenz ist die letzte Stufe einer Krise, wenn alle Maßnahmen zur Liquiditätssicherung erschöpft sind. In Deutschland und Österreich gilt für Geschäftsführer eine klare Pflicht zur Insolvenzanmeldung, sobald das Unternehmen zahlungsunfähig oder überschuldet ist:
- Zahlungsunfähigkeit liegt vor, wenn das Unternehmen nicht mehr in der Lage ist, die fälligen Zahlungen zu decken. Das heißt: Wenn Deine liquiden Mittel nicht ausreichen, um kurzfristige Verpflichtungen zu erfüllen, ist die Zahlungsunfähigkeit offiziell gegeben
- Überschuldung: Hier steht das Eigenkapital auf dem Prüfstand: Sind deine Schulden höher als dein Vermögen, und ist keine positive Fortführungsprognose mehr vorhanden, dann bist du formal überschuldet
Wenn eine Insolvenz absehbar ist, kannst du durch sofortige Maßnahmen zumindest die Folgen für dich und dein Unternehmen mildern:
- Frühzeitige Insolvenzanmeldung: Melde Insolvenz frühzeitig an, um persönliche Haftungsrisiken zu minimieren. In Deutschland beträgt die Insolvenzanmeldefrist bei Zahlungsunfähigkeit maximal drei Wochen und bei Überschuldung sechs Wochen (§ 15a InsO). In Österreich hast Du 60 Tage Zeit (§ 69 IO). Die Konsequenzen bei Fristüberschreitung sind drastisch: Haftungsrisiken bis hin zur persönlichen Haftung und strafrechtliche Konsequenzen bei Insolvenzverschleppung.
- Sanierungskonzepte entwickeln: Je früher Du erkennst, dass eine Insolvenz droht, desto eher kannst du Alternativen wie Insolvenz in Eigenverwaltung oder Restrukturierungsoptionen in Erwägung ziehen.
- Externe Beratung hinzuziehen: In der Insolvenz ist eine externe Beratung wertvoll, um ein sinnvolles Sanierungskonzept zu entwickeln oder die Liquidation geordnet zu steuern.
Fazit: Krisenmanagement ist immer!
Als Geschäftsführer:in kannst du den Verlauf einer Krise kontrollieren und mit einem professionellen Frühwarnsystem mögliche Risiken bereits in der Strukturkrise identifizieren. Denn am Ende ist die Insolvenz nur das Resultat einer lang übersehenen Entwicklung. Setze auf präventives Risikomanagement und strategische Entscheidungen, um den Kurs deines Unternehmens auch in schwierigen Zeiten zu halten.
Info: In Deutschland gibt es mit dem StaRUG und in Österreich mit einer Erweiterung des URG die faktische Pflicht zur Krisenfrüherkennung für Geschäftsführer. Hier findest du alle Infos dazu: Frühwarnsystem aufbauen!
Weiterführende Informationen
IHK: 6 Phasen der Unternehmenskrisen
Wir sind neugierig auf eure Erfahrungen!
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- Autor: Bernhard Frühlinger
- Datum:
- Lesezeit: 4 min.
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