Finanzkennzahlen – Nur gut informiert oder tatsächliche Steuerung?
 
Finanzkennzahlen - Die großen Sechs
Im Bereich der Finanzkennzahlen liefern Gewinn- und Verlustrechnung, Cash Flow und Bilanz die zentralen Grundlagen für das regelmäßige Reporting. Ergänzt werden diese je nach Geschäftsmodell um spezifische Kennzahlen, etwa Cash Management Analysen, Umsätze- und Deckungsbeiträge einzelner Produkte und Working Capital Analysen. Während alles vom Geschäftsmodell abhängt, wagen wir im Folgenden Empfehlungen für eine sinnvolle Frequenz der einzelnen Berichte:
1. Kurzfristige Liquidität oder „Daily cash“
Die kurzfristige Liquidität beinhaltet in der Regel den Bestand an liquiden Mitteln (Kasse, Bank) sowie die kurzfristigen Forderungen an Kunden, Steuern etc. und kurzfristigen Verbindlichkeiten an Lieferanten, Steuern, Lohnabgaben, Bankkredite etc. Diese sollten auf Tages- oder Wochenbasis analysiert werden, da durch rasches Handeln Liquiditätsspielraum geschaffen und Risiken vermieden werden können.
2. Lagerstand
Für Produktions- und Handelsunternehmen ist der Lagerstand eine Größe, die kontinuierlich betrachtet werden muss. Dabei sind auch Aufträge und Bestellungen von Lagermaterialien zu berücksichtigen. Die laufende Analyse von kurzfristiger Liquidität und Lagerstand führen zu einem effektiven Working Capital Management.
3. Umsatz
Die unumstritten erfreulichste Finanzkennzahl im operativen Geschäft ist der Umsatz. Die ideale Frequenz der Umsatzanalysen hängt stark vom Geschäftsmodell und der Frequenz der Rechnungsstellung ab. Wenn ihr im hochfrequenten Geschäft seid (z.B.: Lieferservice, Restaurant), dann ist eine tägliche Umsatzanalyse sinnvoll. Das gilt natürlich nicht, wenn ihr nur einmal im Monat Rechnungen schreibt.
4. Profitabilität
Die Analyse der Profitabilität bedingt eine vollständige Erfassung aller Umsätze und laufenden Kosten. Da viele Umsatz- und Kostenelemente nur einmal im Monat anfallen (z.B.: Personalkosten, Miete ) ist die Analyse der Profitabilität auf Monatsebene sinnvoll. Als Grundlage dienen hierfür die Ergebnisse der Buchhaltung.
5. Bilanz
Eine inhaltlich vollständige Bilanzanalyse ist für KMU in der Regel nur zum Jahresabschluss durchführbar, da gewisse Positionen – wie etwa Abgrenzungen, Rückstellungen – häufig nicht monatsgenau erfasst werden. Nichtsdestotrotz ist monatliche bzw. quartalsweise Betrachtung gewisser Finanzkennzahlen, insbesondere der Kapitalentwicklung (Eigenkapital, Fremdkapital), sinnvoll.
6. Cash Flow
Eine vollständige Analyse des Cash Flows bedingt sowohl Informationen aus Gewinn- und Verlustrechnung und Bilanz. Daher macht eine Cash Flow Analyse auf monatlicher Ebene Sinn. Diese ergänzt die Analyse der kurzfristigen Liquidität.
Unser Tipp: Für eine detaillierte Erklärung, wie der Cash Flow aus den Daten der Buchhaltung errechnet wird, schaut euch unseren Blogbeitrag dazu an!
Finanzkennzahlen - Tipps zur Erhebung
Die folgende Tabelle fasst die wesentlichen Berichtsinhalte der Finanzkennzahlen nach der empfohlenen Häufigkeit der Analyse zusammen:
| Finanzkennzahl | Inhalt | Häufigkeit der Analyse | Datenquelle | 
|---|---|---|---|
| 
													Kurzfristige Liquidität												 | 
													Kasse- & Bankbestand, Forderungen, Verbindlichkeiten												 | 
													kontinuierlich												 | 
													Bankkonto, Belegmanagement-Tool												 | 
| 
													Lagerstand												 | 
													verfügbare Güter auf Lager, Bestellungen, Aufträge und deren Effekte auf das Lager												 | 
													kontinuierlich												 | 
													Lagerverwaltungs-Software												 | 
| 
													Umsatz												 | 
													erzielte Umsätze nach Produkten / Services / Ländern etc.												 | 
													je nach Geschäftsmodell (wöchentlich bis monatlich)												 | 
													Rechnungs- oder Belegmanagement-Tool												 | 
| 
													Profitabilität												 | 
													Umsatz, sonstige Erträge, alle laufenden Kosten												 | 
													monatlich												 | 
													Buchhaltung												 | 
| 
													Bilanz												 | 
													vollständige Bilanzanalyse												 | 
													je nach Geschäftsmodell (monatlich, eher quartalsweise)												 | 
													Buchhaltung												 | 
| 
													Cash Flow												 | 
													vollständige Analyse des Cash Flows												 | 
													monatlich												 | 
													Buchhaltung												 | 
 
Mit dieser Vorlage kannst du dein Reporting einfach und effizient organisieren und Aufgaben festlegen.
Fazit: Finanzkennzahlen immer zu ihrer Zeit statt alles tagesgenau
Während ein real-time Reporting für manche Finanzkennzahlen sinnvoll ist, würde ein „alles tagesgenau“ Ansatz schnell zu viel Aufwand für verhältnismäßig wenig Nutzen führen. Wir empfehlen euch daher zu prüfen, wie häufig ihr die relevanten Finanzkennzahlen für eure Steuerung benötigt und das Reporting daran auszurichten. Erstellt euch am besten einen Berichtskalender, der euch für jede Kennzahl den gewünschten Berichtszeitpunkt und die Berichtsperiode angibt.
Außerdem empfehlen wir, Maßnahmen für eine schnellere Erhebung der Finanzkennzahlen umzusetzen, damit ihr eure Zahlen so rasch wie möglich zur Verfügung habt. Einige Tipps, die euch helfen, rascher zu eurem Reporting zukommen, haben wir übrigens hier zusammengeschrieben.
Weiterführende Informationen
datapine: Übersicht und Beschreibung von 16 wichtigen Finanzkennzahlen
Für Gründer: Kennzahlen für die Unternehmensführung
Wir sind neugierig auf eure Erfahrungen!
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Die wichtigsten Fragen des Beitrags noch mal auf einen Blick
Die Basisdaten für die meisten Finanzkennzahlen finden sich in Gewinn- und Verlustrechnung, Bilanz und Cash Flow. Diese sind durch die doppelte Buchhaltung in der Regel monatlich verfügbar. Tagesgenaue Abfragen sind über das Bankkonto oder Belegmanagement-Systeme möglich.
- Autor: Bernhard Frühlinger
- Datum:
- Lesezeit: 4 min.
 
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