Cash Forecast: Diese 5 Fehler musst du vermeiden

Cash Forecast

Folgendes erwartet dich in diesem Beitrag über Cash Forecast:

Das Geld und vor allem dessen Mangel bereitet Unternehmer:innen laufend schlafloste Nächte. Nur logisch, dass sich daraus der Wunsch nach einem maximal exakten Cash Forecast ergibt.

Wir erleben bei den Onboardings unserer Kunden jedoch immer wieder, dass die bisher gemachten Forecasts aufwendig und immer wieder mit denselben teils verheerenden Fehlern ausgestattet sind.

In diesem Blogbeitrag teilen wir mit euch die fünf  häufigsten Fehler in Cash Forecasts und zeigen euch, wie ihr diese vermeiden könnt.

Das Ziel des Cash Forecasts

Das erste Problem entsteht schon in der Erwartungshaltung. Wenn ihr erreichen wollt, dass ihr euren exakten Liquiditätsbedarf ermittelt, seid ihr mitten in der Themenverfehlung. Das Ziel ist nämlich:

Ziel des Cash Forecasts: Aufdecken potenzieller Liquiditätslücken in der Zukunft und Definition von Maßnahmen zur Abwendung.

Der Cash Forecast ist also nichts anders als ein Tool des Risikomanagements ist. Wenn wir ihn richtig anwenden und die folgenden Fehler vermeiden, dann ist er eines der mächtigsten Tools:

Cash Forecast Fehler #1: Jede Banktransaktion planen

Ihr lest richtig: Einer der häufigsten Gründe für das Scheiten von Forecasts ist, weil sie viel zu aufwendig konzipiert  sind. Für einen soliden Forecast dürft ihr nicht jede 5 Euro Banktransaktion prognostizieren. Das hat keinen Effekt und macht euch nur mürbe.

Besser ist es, wenn ihr euch auf die wesentlichen Treiber eures Geschäfts konzentrieren. Diese sind je nach Geschäftsmodell unterschiedlich, lassen sich aber wie folgt zusammenfassen:

Geschäftsmodell Treiber für Wachstum Treiber für Reduktion
Projekte
Welcher Umsatz kommt aus laufenden Projekten herein? Welche neuen Projekte gehen los?
Welche Projekte enden? Welche Projekte könnten abgebrochen werden?
Abo
Welche Bestandskunden werden upgraden?
Welche Bestandskunden werden downgraden? Welche werden kündigen?
Wiederkehrende Dienstleistung
Welche Bestandskunden werden mehr Leistungen nutzen?
Welche Bestandskunden werden reduzieren? Welche werden kündigen?
Handel
Welche bestehenden Produkte werden mehr Absatz erzielen?
Welche Produkte werden weniger Absatz erzielen? Welche bestehenden Produkte werden aus dem Sortiment genommen ?
Produktion
Welche bestehenden Produkte werden mehr Absatz erzielen? (Verträge mit Kunden)
Welche Produkte werden weniger Absatz erzielen? Welche Produkte werden nicht mehr produziert ?

Im Ergebnis habt ihr für eure Geschäftsmodelle die wichtigsten Treiber für euren Forecast beisammen und könnt pragmatisch planen.

Unser Tipp: Fokussiert euch auf die wichtigsten Treiber eurer Cash Entwicklung und plant diese möglichst genau. Für den Rest nehmt „pessimistische Pauschalwerte“ an.

Mit unserer Checkliste vermeidest du die typischen Fehler und stellst sicher, dass du alle relevanten Aspekte der Cash Prognose berücksichtigt hast

Cash Forecast Fehler #2: Optimismus

Wir beobachten oft bei unseren Kunden den Impuls, den Forecast so lange zu wiederholen, bis am Ende eine Zahl steht, die sie ruhig schlafen lässt. Das mag für die kurzfristige pychische Gesundheit gut sein, wirft euch aber mittelfristig nur noch weiter aus der Bahn.

Das Prinzip Hoffnung ist der natürliche Feind des Forecasts. Schließlich wollen wir Risiken aufdecken.  Macht daher bei der Durchführung des Forecasting einen „Reality Check“ und geht folgende Fragen durch:

Unser Tipp: Erstellt zumindest zwei Szenarien, eines davon sollte ein „worst case“ sein. Definiert auch hierfür  Maßnahmen zur Liquiditätsverbesserung.

Cash Forecast Fehler #3: Keine oder falsche Zahlungsziele

Umsatz ist nicht gleich Zahlungseingang und Aufwand ist nicht gleich Zahlungsausgang. Dazwischen können lange Zeiten liegen und genau diese müsst ihr berücksichtigen.

Dabei geht ihr am Besten nach folgender Logik vor:

Ereignis Informationen Logik Cash
Umsatz & Anzahlung
Rechnungssumme, Zahlungsziele
Zahlungseingang = Rechnungsdatum + Zahlungsziel
Aufwand / Kosten
Rechnungssumme, Zahlungsziele
Zahlungsausgang = Rechnungsdatum + Zahlungsziel

Unser Tipp: Geht pessimistisch vor und plant bei den Zahlungseingängen einen Zahlungsverzug ein. Damit seid ihr auf Abweichungen vorbereitet.

Cash Forecast Fehler #4: Keine Investitionen vorgesehen

Bevor ihr über diesen Punkt drüberlest, sei euch gesagt: Ihr habt ganz sicher Investitionen, auch wenn ihr kein Produktionsunternehmen seid.

Berücksichtigt daher unbedingt folgende Sachverhalte:

Diese Investitionen entstehen bei folgenden Anwendungsfällen:

Anwendungsfall Investition
Neue Mitarbeitende
Laptop, Mobiltelefon, Firmenwagen, Büroeinrichtung
Ersatzinvestition
Maschinen, IT, Büroeinrichtung
Umzug
Büroeinrichtung
Patent & Marke
Anmeldung, Erneuerung

Wenn einer dieser Anwendungsfälle auf euch zutrifft, dann müsst ihr die Investitionen in eurem Forecast berücksichtigen.

Unser Tipp: Die Kosten für diese Investitionen müssen gegebenenfalls durch eine spezialisierte Finanzierung gedeckt werden. Trennt daher in eurem Forecast laufende Aufwendungen und Investitionen.

Cash Forecast Fehler #5: Staat und Banken vergessen

„Der Tod und die Steuer kommen bestimmt.“ Dieses Filmzitat ist ein guter Merker für euren Forecast – zumindest der Teil mit der Steuer. Ihr müsst aber noch „und die Banken“ ergänzen.

Berücksichtigt daher unbedingt folgende Sachverhalte:

Macht euch am Besten eine Übersicht mit allen Altlasten und noch zu tätigenden Zahlungen an diese Stakeholder.

Unser Tipp: Eure Buchhaltung führt eine Übersicht über alle Verbindlichkeiten und Rückstellungen. Lasst euch diese zuschicken.

Wie geht nun ein guter Cash Forecast?

Damit ihr die oben genannten Fehler in eurem nächsten Cash Forecast vermeidet, haben wir ein vierstufiges Vorgehensmodell entwickelt:

1. Gewinnprognose erstellen

Der Cash Forecast ist die Erweiterung des erwarteten Gewinn oder Verlusts. Daher müsst ihr im ersten Schritt eine Gewinnprognose erstellen. Folgende Positionen sind dabei relevant:

GuV Position Beispiel
+
Umsatzerlöse
Rechnungen an Kunden
+
Sonstige Erträge
Förderungen, Zuschüsse
Betriebskosten
Material, Fremdleistungen, Personal, Sonstige Aufwendungen
+/-
Finanzergebnis & Steuern
Zinsen, Steuern
=
Periodenergebnis
Gewinn oder Verlust

Unser Tipp: Hier findet ihr eine detaillierte Anleitung zur Erstellung einer Gewinnprognose.

2. Zahlungsziele berücksichtigen

Zwischen Gewinn und Cash liegen Zahlungsziele und zwar jene, die ihr euren Kunden einräumt und jene, die ihr einhalten müsst. Ergänzt daher eure Gewinnrprognose wie folgt:

Position Ergänzung Zahlungsziele Cash Positiion
+
Umsatzerlöse
Realistischer Zahlungseingang (z.B.: + 20 Tage)
Zahlungseingang aus Umsatzerlösen
+
Sonstige Erträge
Erwarteter Zahlungseingang (z.B.: Auszahlung Förderung)
Zahlungseingang sonstige Erträge
Betriebskosten
Realistischer Zahlungsausgang je Position (z.B.: Personal sofort, Material + 10 Tage)
Zahlungsausgang Betriebskosten
+/-
Finanzergebnis & Steuern
Erwateter Zahlungsausgang (z.B.: Fälligkeit Körperschaftssteuer)
Zahlungsausgang Finanzergebnis & Steuern
=
Periodenergebnis
Zahlungszeiträume
Operativer Cash Flow

Unser Tipp: Falls eure Zahlungsziele stark schwanken, könnt ihr den Umsatz auch nach Kunden-Cluster ermitteln und spezifische Zahlungsziele ableiten.

3. Investitionen ergänzen

Das Tagesgeschäft ist abgebildet. Nun kommen wir zu den Investitionen. Dafür ergänzt ihr den Forecast um folgende Positionen:

Cash Position
=
Operativer Cash Flow
Auszahlungen für Investitionen in Maschinen, Büro, IT oder immaterielle Anlagen
+
Einzahlungen aus dem Verkauf von Maschinen, Büro, IT oder immaterielle Anlagen
=
Free Cash Flow

Unser Tipp: Hier findet ihr Tipps zur Ermittlung und Planung eurer Investitionskosten.

4. Finanzierung ergänzen

Einen wichtigen Schritt haben wir noch und der betrifft unsere Geldgeber. Ergänzt euren Forecast zum Schluss noch um folgende Positionen:

Cash Position
=
Free Cash Flow
+
Einzahlungen aus der Aufnahme von Krediten oder Darlehen
+
Einzahlungen aus Eigenkapital (z.B.: Investoren-Finnanzierung)
Auszahlungen aus der Rückzahlung von Darlehen oder Krediten
=
Veränderung liquide Mittel

Et voila: mit diesen vier Schritten haben wir einen vollständigen Cash Forecast gemacht. Damit kann die eigentliche Arbeit beginnen und die lautet: Liquidität optimieren!

Unser Tipp: Die wichtigsten Tipps zur Verbesserung der Liquidität haben wir hier aufgeschrieben: 12 Tipps zur Liquiditätsoptimierung

Fazit: Cash Forecast ist ein Muss für das Risikomanagement

Wir lieben Forecasts. Was wir nicht lieben ist die Besessenheit von deren Hellseherfähigkeiten. Letztlich ist der Cash Forecast eines von vielen Tools des Risikomanagements, das auch Risiken aufzeigt und die Grundlage für eure Maßnahmen zur Abwendung der Risiken liefert.

Das Wichtigste ist daher, eine schnelle Aussage über die zukünftige Liquiditätsentwicklung zu bekommen und die Maßnahmen konsequent umzusetzen. Darauf müsst ihr euren Fokus legen.

Weiterführende Informationen

COMMITLY: Übersicht über kurzfristige und langfristige Cashflowplanung von den Profis

Controlling Portal: Tipps zur Erstellung eines Liquiditätsplans

Wir sind neugierig auf eure Erfahrungen!

Wie hat euch dieser Blogbeitrag gefallen? Konntet ihr für euch ein paar hilfreiche und nützliche Informationen mitnehmen? Erzählt es uns in einer E-Mail an [email protected]

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Die wichtigsten Fragen des Beitrags noch mal auf einen Blick

Ein Cash Forecast zeigt die Entwicklung der liquiden Mittel unter definierten Planungsannahmen. Das Ziel ist, eine Einschätzung über die Liquiditätsentwicklung zu bekommen und Maßnahmen zur Risikenabwehr zu treffen.

Einen Cash Forecast erstellst du in vier Schritten:

  1. Gewinnprognose erstellen
  2. Zahlungsziele ergänzen
  3. Investitionen planen
  4. Finanzierung planen

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