Liquiditätskennzahlen: Diese 4 KPIs sind besser als der Kontostand

Liquiditätskennzahlen

Folgendes erwartet dich in diesem Beitrag über Liquiditätskennzahlen:

Damit Unternehmen ihren Zahlungsverpflichtungen jederzeit nachkommen können, müssen ausreichend liquide Mittel verfügbar sein. Dies zu messen ist die Aufgabe von Liquiditätskennzahlen.

Leider hat sich in punkto Liquidität die landläufige Meinung durchgesetzt, dass das Bankkonto dafür die beste Kennzahl ist. Wir wollen diesen Mythos widerlegen.

In diesem Beitrag zeigen wir euch, wie ihr die wichtigsten Liquiditätskennzahlen berechnet und liefern Ansätze zur Optimierung.

Liquiditätskennzahlen: Was benötige ich dafür?

Die gute Nachricht vorweg: Alle Liquiditätskennzahlen kommen aus einer einzigen Datenquelle und zwar aus der allseits (un)geliebten Bilanz.

Damit ihr eure eure Liquiditätskennzahlen berechnen könnt, benötigt ihr also eine wohl gepflegte Buchhaltung die Bilanz ableiten könnt. Diese sieht im Ergebnis so aus:

Struktur der Bilanz für die Liquiditätskennzahlen

Position Inhalt
A.
Anlagevermögen
Immaterielle Vermögensgegenstände, Sachanlagen, Finanzanlagen
B.
Umlaufvermögen
Working Capital Bestandteile
Vorräte
Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe, (Un-)fertige Waren
Forderungen
an Kunden, Steuern, sonstige
Kasse & Bankguthaben
Verfügbares Guthaben auf Bankkonten und in der Handkasse
C.
Aktive Rechnungsabgrenzungen
Bezahlte Aufwendungen, die wirtschaftlich in das Folgejahr gehören
=
Summe Aktiva
A. + B. + C.
A.
Eigenkapital
Stammkapital, Kapital-/Gewinnrücklagen, Gewinn-/Verlustvortrag, Periodenergebnis
B.
Rückstellungen
für Abfertigungen, Pensionen, Steuern etc.
C.
Verbindlichkeiten
an Lieferanten, Steuer, Sozialversicherungen, sonstige
D.
Passive Rechnungsabgrenzungen
Erhaltene Zahlungen für Erträge, die wirtschaftlich in das Folgejahr gehören
=
Summe Passiva
A. + B. + C. + D.

Unser Tipp: Über die Summen- und Saldenliste erhält ihr alle Informationen, die ihr für die relevanten Berichte benötigt. Controlling Tools, wie Adam, automatisieren die Erstellung der Bilanz und der Liquiditätskennzahlen.

Die 4 wichtigsten Liquiditätskennzahlen

Wie ihr als treue Leser:innne unseres Blogs wisst, werfen wir ungern Kennzahlen lose durch den Raum, sondern wollen diese in einem Kennzahlensystem in Verbindung bringen.

Für die Liquidität kann ein Kennzahlensystem so aussehen:

Liquiditätskennzahlen KPI

Liquidität 1. Grades

Die Liquidität 1. Grades (engl. Cash Ratio) zeigt den Anteil der kurzfristigen Zahlungsverpflichtungen, die mit den bestehenden liquiden Mitteln gedeckt sind.

Kennzahlendaten Beschreibung
Berechnung
(Liquide Mittel/ kurzfr. Verbindlichkeiten) * 100
Datenquelle
Bilanz
Benchmark
> 40%
Maßnahmen
Zahlungseingänge beschleunigen: Zahlungsziele anpassen, Zahlungseinzug, Mahnen
Auszahlungen zeitlich optimieren: Zahlungsziele ausnutzen, Skonto nutzen
Laufende Kosten optimieren: Prüfung aller laufenden Kosten auf Notwendigkeit​
Investitionen zeitlich optimieren: Unkritische Investitionen verschieben, Leasing prüfen

Der Zielwert sollte so bemessen sein, dass ihr zu jeder Zeit einen wesentlichen Teil der kurzfristigen Verbindlichkeiten aus liquiden Mitteln bedienen könnt. Allgemein lässt sich ein Zielwert > 40% ableiten.

Unser Tipp: Hier kannst du deine Liquidität 1. Grades berechnen

Liquidität 2. Grades

Die Liquidität 2. Grades (engl. Quick Ratio) zeigt den Anteil von kurzfristigen Zahlungsverpflichtungen, die mit den bestehenden liquiden Mitteln und zu erwartenden kurzfristigen Forderungen gedeckt sind. Sie ist damit eine Erweiterung der Liquidität 1. Grades.

Kennzahlendaten Beschreibung
Berechnung
(Liquide Mittel + kurzfr. Forderungen) / kurzfr. Verbindlichkeiten) * 100
Datenquelle
Bilanz
Benchmark
> 100%
Maßnahmen
Zahlungseingänge beschleunigen: Zahlungsziele anpassen, Zahlungseinzug, Mahnen
Anzahlungen & Teilzahlungen: gerade bei größeren Projekten sinnvoll:
Auszahlungen zeitlich optimieren: Zahlungsziele ausnutzen, Skonto nutzen
Laufende Kosten optimieren: Prüfung aller laufenden Kosten auf Notwendigkeit​
Investitionen zeitlich optimieren: Unkritische Investitionen verschieben, Leasing prüfen

Der Zielwert sollte so bemessen sein, dass ihr zu jeder Zeit die kurzfristigen Verbindlichkeiten aus liquiden Mitteln und kurzfristigen Forderungen bedienen könnt. Damit ergibt sich ein Zielwert > 100%.

Unser Tipp: Hier kannst du deine Liquidität 2. Grades berechnen

Liquidität 3. Grades

Die Liquidität 3. Grades (engl. Current Ratio) zeigt den Anteil der kurzfristigen Zahlungsverpflichtungen, die mit liquiden Mitteln, kurzfristigen Forderungen und den Vorräten im Lager gedeckt sind. Sie ist damit eine Erweiterung der Liquidität 2. Grades.

Kennzahlendaten Beschreibung
Berechnung
(Liquide Mittel + kurzfr. Forderungen + Vorräte) / kurzfr. Verbindlichkeiten) * 100
Datenquelle
Bilanz
Benchmark
> 120%
Maßnahmen
Zahlungseingänge beschleunigen: Zahlungsziele anpassen, Zahlungseinzug, Mahnen
Anzahlungen & Teilzahlungen: gerade bei größeren Projekten sinnvoll:
Auszahlungen zeitlich optimieren: Zahlungsziele ausnutzen, Skonto nutzen
Laufende Kosten optimieren: Prüfung aller laufenden Kosten auf Notwendigkeit​
Investitionen zeitlich optimieren: Unkritische Investitionen verschieben, Leasing prüfen
Lagerhaltung optimieren: Beschaffung an Verkauf anpassen, Outsourcing prüfen

Der Zielwert sollte so bemessen sein, dass ihr zu jeder Zeit mehr als die kurzfristigen Verbindlichkeiten aus liquiden Mitteln, kurzfristigen Forderungen und euren Vorräten bedienen könnt. Allgemein lässt sich ein Zielwert > 120% ableiten.

Unser Tipp: Hier kannst du deine Liquidität 3. Grades berechnen

Net Working Capital

Das Net Working Capital beschreibt, wie viel Vermögen schnell zu Geld gemacht werden kann, indem es das Umlaufvermögen um liquide Mittel und kurzfristige Verbindlichkeiten bereinigt.

Kennzahlendaten Beschreibung
Berechnung
Umlaufvermögen – kurzfristige Verbindlichkeiten – Kasse & Bankguthaben
Datenquelle
Bilanz
Benchmark
> 0 EUR
Maßnahmen
Zahlungseingänge beschleunigen: Zahlungsziele anpassen, Zahlungseinzug, Mahnen
Anzahlungen & Teilzahlungen: gerade bei größeren Projekten sinnvoll:
Auszahlungen zeitlich optimieren: Zahlungsziele ausnutzen, Skonto nutzen
Laufende Kosten optimieren: Prüfung aller laufenden Kosten auf Notwendigkeit​
Lagerhaltung optimieren: Beschaffung an Verkauf anpassen, Outsourcing prüfen

Der Zielwert sollte so bemessen sein, dass ihr zu jeder Zeit ein positives Net Working Capital habt, um eure Liquidität zu sichern. Allgemein lässt sich also ein Zielwert > 0 EUR  ableiten.

Unser Tipp: Hier kannst du dein Net Working Capital berechnen.

Mit dieser Vorlage kannst du deine Liquiditätskennzahlen auf Basis der Bilanzdaten auswerten.

Fazit: Liquiditätskennzahlen sind besser als der Kontostand

Der tägliche Blick auf das Bankkonto ist nicht nur belastend sondern auch unproduktiv. Für das Liquiditätsmanagement ist es wesentlich ergiebiger, Kennzahlen, die einen Blick in die Zukunft geben im Fokus zu haben.

Daher empfehlen wir, dass ihr die beschriebenen Liquiditätskennzahlen regelmäßig berechnet und analysiert. Das wichtigste ist jedoch, laufend Maßnahmen zu setzen, um zu eurer „Wellness Liquidität“ zu kommen.

Weiterführende Informationen

creditshelf: Tipps und Tricks zur Liquiditätssicherung vom Kreditfinanzierer

sevDesk: Beschreibung und Vorgehen zur Bilanzanalyse von unserem Integrationspartner

Wir sind neugierig auf eure Erfahrungen!

Wie hat euch dieser Blogbeitrag gefallen? Konntet ihr für euch ein paar hilfreiche und nützliche Informationen mitnehmen? Erzählt es uns in einer E-Mail an [email protected]

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Verwandte Artikel

Die wichtigsten Fragen des Beitrags noch mal auf einen Blick

Zur Berechnung der Liquidität benötigt ihr die aktuellen liquiden Mittel (Kontostand, Kasse), die kurzfristigen Forderungen und kurzfristigen Verbindlichkeiten.

Die Klassiker unter den Liquiditätskennzahlen sind: Liquidität 1. bis 3. Grades, Net Working Capital und Cash Conversion Cycle.

Die Liquidität wird durch Beschleunigung der Zahlungseingänge (kürzere Zahlungsziele, Anzahlungen), Optimierung der laufenden Kosten und Anpassung der Zahlungsausgänge optimiert.

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