Warum du jeden Monat deine Bilanz analysieren musst

Bilanz analysieren
Warum du jeden Monat deine Bilanz analysieren musst
Die Bilanz fristet in vielen Unternehmen ein Dasein als „Pflichtdokument fürs Finanzamt“. Der Steuerberater erstellt die Bilanz einmal im Jahr und viele Monate nach Jahresende wird sie dann kurz angeschaut und unterschrieben, eben wie ein behördliches Dokument. Was für ein Blödsinn!

Die Bilanz ist – wie der gute Jörg Roos so schön sagt „die Landkarte deines Unternehmens“. Darin zeigt sich am allerbesten, wie dein Unternehmen gerade dasteht und was es zu verbessern gibt. In diesem Beitrag zeige ich dir, wie du deine Bilanz analysieren musst um, jeden Monat besser zu werden.

Deine Bilanz ist dein Unternehmen in Zahlen

Einfach gesagt zeigt dir deine Bilanz dein Vermögen und das dafür eingesetzte Kapital aus eigenen Mitteln (Eigenkapital) oder über Schulden (Fremdkapital). Und so sieht sie aus:
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Die wichtigsten Erkenntnisse, die du monatlich aus deiner Bilanz ziehen kannst, sind:

Große Fragen also, die sicher nicht nur einmal im Jahr beantwortet werden sollten. Du musst aber nicht jeden Monat die gesamte Bilanz analysieren. Konzentriere dich lieber auf die folgenden Kennzahlen.

Pro Tipp: Die Bilanz gibt es jeden Monat aus deiner Buchhaltung. Du kannst diese über die Summen- Saldenliste selbst bauen oder über ein Finance Tool automatisiert auswerten.

Bilanz analysieren leicht gemacht: 3 Fragen, 5 Kennzahlen

Die Bilanz beantwortet dir drei zentrale Fragen:

Wie steht es um meine kurzfristige Liquidität?

Die echte Liquidität eines Unternehmens ist nicht das Bankkonto, sondern die kurzfristige Zahlungsfähigkeit. Diese kannst du über die Liquiditätsgrade ermitteln:

Das Ziel dabei muss sein, dass deine kurzfristig verfügbaren liquiden Mittel immer ausreichen, um deine kurzfristigen Zahlungsverpflichtungen zu decken.

Tipp: Hier findest du die besten Tipps, wie du deine Liquidität auch im saisonalen Geschäft absicherst.

Wie lange komme ich mit meiner Liquidität aus?

Fast jedes Business ist ein ständiger Stresstest für das Bankkonto. Das liegt an unregelmäßigen Umsätzen und laufenden hohen Kosten. Damit du in solchen Phasen nicht in Panik geraten musst, oder gar alles herunterfahren musst, benötigst du eine Cash Reserve, die deine Fixkosten mehrere Monate deckt.

Cash Reserve = Monatliche Fixkosten / Liquide Mittel

Das Ziel ist, dass du auf einem separaten Bankkonto Geld zur Seite legst, dass dafür genutzt wird, in schwierigen Zeiten weiter arbeiten zu können. Wenn du monatlich deine Bilanz analysieren kannst, kannst du auch sehen, wie sich die Cash Reserve entwickelt.

Tipp: Hier zeige ich dir, wie du eine Cash Reserve von >4 Monaten aufbaust.

Wie steht es um meine Finanzierung?

Ein gesundes Unternehmen hat wenig Schulden und refinanziert sich selbst. Der Health Check dafür kommt aus dem Verhältnis deiner Schulden zum eigenen Kapital:

Verschuldungsgrad = Fremdkapital / Eigenkapital

Hier ist das Ziel, dein Unternehmen mit wenig Schulden (=Fremdkapital) im Vergleich zum Eigenkapital zu finanzieren. Denn es gilt: je höher die Verschuldung, desto höher das finanzielle Risiko.

Ein zweiter Aspekt der Finanzierung ist die gesunde regelmäßige Eigenfinanzierung in Form von positiven Cashflows nach den Ausgaben für dein Tagesgeschäft und Investitionen. Der Free Cashflow zeigt dir, ob das aufgeht:

Free Cashflow = Operativer Cashflow – Investitionen

Hier ist das Ziel, einen deutlich positiven Free Cashflow zu erwirtschaften, mit dem du entweder Kredite zurückzahlen oder dir Gewinne ausschütten kannst.

Pro Tipp: Eine ordentliche Finance Software zeigt dir jeden Monat die wichtigsten Bilanzkennzahlen automatisiert.

Was braucht es für eine richtige monatliche Bilanz?

Ich wage zu behaupten, dass die Wichtigkeit dafür, dass du monatlich deine Bilanz analysieren solltest, dargelegt ist. Aber, die Realität in vielen Unternehmen ist leider, dass es keine korrekte monatliche Bilanz gibt.

Für die meisten Unternehmen ist die Bilanz unterjährig unvollständig oder verzerrt. Das solltest du auf keinen Fall akzeptieren und musst du auch nicht. Was du tun musst, ist deine Buchhaltung monatlich wie einen Mini-Jahresabschluss behandeln. Das bedeutet im Wesentlichen:

All diese Punkte sind Aufgabe deiner Buchhaltung. Wenn deine Buchhaltung extern ist, kommunizierst du die oben genannten Punkte an deine Steuerberatung. Sofern deine Buchhaltung im eigenen Haus ist, bietet jedes Buchhaltungstool die Funktionen an, um die entsprechenden Buchungen zu machen.

Pro Tipp: Hier ist eine detaillierte Anleitung mit Checkliste für deinen unterjährigen Periodenabschluss

Fazit: Deine Bilanz ist dein Frühwarnsystem – wenn du sie regelmäßig nutzt

Wenn du deine Bilanz monatlich analysieren kannst, dann schaffst du dir ein Frühwarnsystem, dass dir kein Bauchgefühl und auch keine tägliche Kontoanalyse ersetzen kann. Also ran an die Zahlen!

Wenn du wissen willst, wie du deine Buchhaltung und Bilanzprozesse so aufstellst, dass du monatlich echte Steuerungsdaten bekommst, melde dich gerne bei mir – wir bringen dein Finanzsystem auf den nächsten Level.

Weiterführende Informationen

KMU Forschung Austria: Broschüre zur Bilanzanalyse

bilendo: Beschreibung und Vorgehen zur Bilanzanalyse

Wir sind neugierig auf eure Erfahrungen!

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Die wichtigsten Fragen des Beitrags noch mal auf einen Blick

Alle Unternehmen mit doppelter Buchhaltung haben eine monatliche Bilanz automatisch aus der Buchhaltung. Hol dir aus der Buchhaltung deine Summen- und Saldenliste und werte diese für die Bilanzkonten aus. Diese sind:

  • Anlagevermögen
  • Umlaufvermögen (Bankkonto, Forderungen, Lager)
  • Eigenkapital
  • Fremdkapital (Verbindlichkeiten, Rückstellungen) 

Wenn du deine Bilanz monatlich analysieren willst, musst du diese 5 KPIs im Blick haben:

Liquidität

  • Cash Ratio (Liquiditätsgrad 1)
  • Quick Ratio (Liquiditätsgrad 2)
  • Cash Reserve

Finanzierung

  • Verschuldungsgrad
  • Free Cashflow
INHALT

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