Risikobewertung: Wie schlimm ist es?

Risikobewertung

Folgendes erwartet dich in diesem Beitrag über Risikobewertung: 

Unternehmerisch tätig zu sein bedeutet Risiko. Eines unserer liebsten Motivationszitate kommt von Vergil und heißt: Dem Wagemutigen hilft das Glück“ 

Jedoch ist die reine Hingabe zum Prinzip Hoffnung nicht nur naiv, sondern für Unternehmer:innen auch grob fahrlässig. Daher muss der Hoffnung ein aktives Risikomanagement, mit dem Risiken erkannt, bewertet und gesteuert werden können, zur Seite gestellt werden.

In diesem Blogbeitrag geben wir euch ein Framework zur Etablierung eines pragmatischen und effektiven Risikomanagement in eurem Unternehmen an die Hand. 

Risikobewertung: Wie schwer wiegen meine Risiken?

Die Risikobewertung ist ein essenzieller Schritt im Risikomanagement, da sie den identifizierten Risiken einen Kontext gibt. Daher nimmt sie im Risikomanagement-Prozess auch eine zentrale Position ein. Zur Erinnerung: das Risikomanagement besteht aus vier Schritten: 

Risikomanagement

Unser Tipp: Alles zum Risikomanagement-Framework findet ihr in unserem Blogbeitrag: Risikomanagement – Handeln statt fürchten. 

In der Risikobewertung geht es darum, zu evaluieren, welches Krisenpotenzial in den erkannten Risiken steckt und wie sich diese auf die Entwicklung eures Unternehmens auswirken können. Im Folgenden zeigen wir, wie ihr eine Risikobewertung für euer Unternehmen etablieren könnt. 

Risikobewertung Schritt 1: Risiken erfassen

Die Risikobewertung setzt auf der Risikoanalyse auf. Im Bereich der finanziellen Risiken, unterscheiden wir drei Bereiche: 

Um Risiken in diesen Bereichen rechtzeitig zu erkennen, benötigt ihr ein Berichtswesen, das euch die wichtigsten Kennzahlen aus Profitabilität, Bilanz und Cashflow monatlich darstellt und negative Entwicklungen klar ersichtlich macht. Die relevanten Zahlen kommen aus der Buchhaltung.

Folgende Grafik zeigt die wichtigsten Kennzahlen für die Risikobewertung: 

Unser Tipp: Alle Details zu den Kennzahlen für die Risikoanalyse findet ihr hier: Risikoanalyse Wie erkenne ich, was kritisch ist? 

Die monatliche Darstellung der oben genannten Kennzahlen gibt euch einen idealen Überblick über eure finanzielle Situation. Damit ihr jedoch eine Risikobewertung durchführen könnt, benötigt ihr zwei Werkzeuge: 

Risikobewertung Schritt 2: Benchmarks und Zielwerte

Die monatlichen Ergebnisse eurer Risikoanalyse sind nur beschränkt aussagekräftig. Um diesen für die Risikobewertung einen Kontext zu geben, müsst ihr diese gegen Benchmarks und Zielwerte halten. 

Risikobewertung gegen Benchmarks

Der erste relevante Vergleich geht gegen Benchmarks. Benchmarks sind allgemeine Zielgrößen für Branchen oder Unternehmensgrößen.  

Wie kommt man nun zu Benchmark-Werten? Während es diese natürlich in allen Ausprägungen käuflich zu erwerben gibt, stellen wir euch in unserer Kennzahlen-Rubrik Benchmarks für alle Risikoindikatoren zur Verfügung: Kennzahlen

Die Darstellung der Risikobewertung gegen Benchmarks kann so aussehen: 

Risikobewertung

Natürlich sind Benchmarks Verallgemeinerungen und nicht immer für voll zu nehmen. Beispielsweise ist es für Startups, die sich im Wachstum befinden, noch nicht relevant, profitabel zu sein. Gleichzeitig sind in anlagenintensiven Branchen hohe Fremdfinanzierungen üblich und das daraus entstehende Risiko überschaubar. 

Unser Tipp: Nutzt Benchmarks als eine „zweite Meinung“ prüft bei eurer Risikobewertung, ob die Abweichung zum Benchmark tatsächlich kritisch ist. 

Risikobewertung gegen Zielwerte

Während Benchmarks den externen Vergleich für eure Risikobewertung darstellen, solltet ihr eure Ergebnisse aber auch gegen eure „internen Benchmarks“, also gegen eure Zielwerte, messen. Zielwerte sind das Ergebnis eures Budgets und eures Forecasts und definieren euren Anspruch, die Kennzahlenergebnisse. 

Grundlage für die Risikobewertung gegen Zielwerte ist eine integrierte Planung. Die integrierte Planung bildet die Bereiche Profitabilität, Bilanz und Cashflow in einem geschlossenen System ab und zeigt die Verbindungen zwischen diesen auf.  

Unser Tipp: Hier findet ihr eine umfassende Anleitung zur Etablierung einer integrierten Planung in eurem Unternehmen: Integrierte Planung aufsetzen 

Die Darstellung der Risikobewertung gegen Benchmarks kann so aussehen: 

Risikobewertung

Natürlich kann es passieren, dass die Zielwerte aus der Planung an sich Risiken aufzeigen. Daher empfehlen wir folgenden „Qualitäts-Check“ der Planung. 

Unser Tipp: Plant zumindest 12 Monate in die Zukunft und setzt eure Planung auf bestehenden Ist-Daten auf. Sofern ihr brauchbare Vorjahreswerte zur Verfügung habt, nutzt diese um saisonale Effekte abgleichen zu können. 

Mit dieser Vorlage kannst du eine Risikobewertung für dein Unternehmen durchführen.

Risikobewertung Schritt 3: Entwicklung im Zeitverlauf

Während die Risikobewertung gegen Benchmarks und Zielwerte den Blick in die Zukunft richtet, liefert uns auch die Vergangenheit ein wichtiges Warnsignal im Risikomanagement. Um dieses nutzen zu können, benötigen wir eine Übersicht über die Entwicklung der Kennzahlen im Zeitverlauf. 

Für eure Risikobewertung ist es daher notwendig, dass ihr die Zahlen nicht nur für den aktuellen Monat analysiert, sondern die Entwicklung der letzten 13 Monate begutachtet. Dies kann beispielsweise so aussehen: 

Risikomanagement

Bei der Risikobewertung im Zeitverlauf solltet ihr auf folgende Warnsignale achten: 

Die Grafik oben zeigt beispielsweise eine schwankende Cashflow Entwicklung mit deutlichen Abschwächungen im Quartal 4. Obwohl also aktuell kein akutes Risiko vorherrscht, ist eine Vorbereitung auf die historisch schwächeren Monate sinnvoll. 

Unser Tipp: Integriert mindestens alle Einzelmonatswerte der Buchhaltung der letzten zwei Geschäftsjahre in euer Reporting.  

Risikobewertung Schritt 4: Risiken klassifizieren

Mit der Bewertung der Risikoindikatoren gegen die Zielwerte habt ihr die aktuellen (Zielwerte) und drohenden Risiken (Zeitverlauf) herausgefiltert. Im Ergebnis habt ihr einen Lagebericht, der so aussehen kann: 

StaRUG

Aus einem solchen Lagebericht wird aus einem Blick ersichtlich, in welchen Bereichen ihr Risiken ausgesetzt seid. Damit könnt euch an die Kernfrage der Risikobewertung machen und diese lautet plump: „Wie schlimm ist es?“  

Um diese Frage beantworten zu können, bauen wir uns für jeden Risiko-Bereich ein Matrix zu Einordnung. Dies beinhaltet: 

Mit dieser Einordnung könnt ihr für jedes identifizierte Risiko eine Risikobewertung durchführen. Dies kann so aussehen:

Risikobewwertung

Fazit: Risikobewertung ist ein Standardprozess

Während der Begriff „Risikobewertung“ einen gewissen Action-Film Einschlag hat, sollte euch das nicht davon abhalten, eure unternehmerischen Risiken laufend zu evaluieren und Handlungen daraus abzuleiten. Schließlich ist das ein wesentlicher Teil der Unternehmensführung. 

Wir empfehlen, dass ihr die Risikobewertung ganz natürlich in eure monatliche Analyse der Geschäftsentwicklung einfließen und somit zum Regelprozess heranwachsen lässt. 

Mit dieser Vorlage kannst du eine Risikobewertung für dein Unternehmen durchführen.

Weiterführende Informationen

TÜV Nord: Darstellung der Methoden zur Risikobewertung 

Controlling Portal: Artikelsammlung zum Risiko-Controlling 

Wir sind neugierig auf eure Erfahrungen!

Wie hat euch dieser Blogbeitrag gefallen? Konntet ihr für euch ein paar hilfreiche und nützliche Informationen mitnehmen? Erzählt es uns in einer E-Mail an [email protected]

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Die wichtigsten Fragen des Beitrags noch mal auf einen Blick

Die Risikobewertung evaluiert erkannte Risiken in Bezug auf ihr Schadenspotenzial und ihre Eintrittswahrscheinlichkeit. Damit schafft sie die Grundlage zur aktiven Steuerung von Risiken. Grundlage ist die Analyse der wichtigsten Risikoindikatoren. 

Zur Bewertung eures finanziellen Risikos gehören folgende Bereiche: 

  1. Profitabiltät 
  2. Vermögen und Finanzierung 
  3. Cashflow 

Die laufende Bewertung von Risiken ist für alle Unternehmen sinnvoll und notwendig. Verpflichtend ist sie für alle Aktiengesellschaften und durch die EU-Restrukturierungsrichtlinie und deren lokale Umsetzung (z.B.: StaRUG in Deutschland) seit 2021 für alle Kapitalgesellschaften (auch KMU). 

Unser Tipp: Hier findet ihr eine umfassende Anleitung zur Etablierung einer integrierten Planung in eurem Unternehmen: Integrierte Planung aufsetzen 

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